Aufgestauter Unmut

 

SZ Starnberg vom 13.12.2013
Der Traubinger Willi Neuner will eine Gesprächsrunde über Hochwasserschutz in Gang bringen, fühlt sich aber von der Tutzinger Rathausverwaltung ausgebremst. Der Arbeitskreis trifft sich erstmals am 13. Januar

<_digipaper3a_autorenzeile>Von Gerhard Summer Tutzing - Wenn sich mit Ankündigungen und Reden Hochwasser aufhalten ließe, dann hätte Traubing längst kein Problem mehr. Seit Jahrzehnten überlegen die Tutzinger immer wieder, wie sie die beiden Bäche des Ortsteils, den Schwarzen Graben und den Deixlfurter Bach, zähmen könnten. Passiert ist bisher ziemlich wenig, außer natürlich, dass sich zuletzt viel Unmut aufgestaut hat. Der Einfall, auf landwirtschaftlichem Grund drei riesige, fünf Meter hohe und bis zu 170 Meter lange Naturdämme zu errichten, führte zum Zerwürfnis mit den Grundeigentümern, 14 Landwirten. Sie kommunizieren seither nur noch per Anwalt mit dem Rathaus. Dem Traubinger Willi Neuner ist das Kunststück gelungen, die am stärksten betroffenen Bauern an den Verhandlungstisch zurückzuholen. Doch nun sieht er seine Bemühungen, die Teilnehmer für einen Arbeitskreis Hochwasser zusammenzutrommeln, von der Gemeinde boykottiert.

Der Grund für Neuners Verdruss: Alle sind sich darin einig, dass die Gemeinde nur mit Hilfe ihrer Bürger weiter kommen kann, denn die Traubinger kennen die Situation besser als jedes Ingenieurbüro. Neuner hatte deshalb eine Teilnehmerliste zusammengestellt, und zwar mit drei Grundeigentümern sowie sechs Bürgern, die regelmäßig unter Hochwasser leiden oder sich intensiv mit der Materie befasst haben. Im Juli dieses Jahres reichte er das Papier im Rathaus ein. Doch erst tat sich laut Neuner gar nichts. Das Schreiben lag offenbar monatelang in der Schublade. Als es schließlich herausgeholt wurde, blieb von der "nach Interessenlage austarierten" Liste nicht mehr viel übrig. Die Gemeinde habe zwar die Namen der drei Landwirte übernommen, so Neuner. Aber von den Leuten, die mit Überflutungen ihrer Häuser zu tun haben, seien alle außer ihm selbst gestrichen worden.

Was den Diplom-Informatiker fast noch mehr erboste: Obwohl die Verwaltung froh darüber sein könnte, dass ein Bürger sich viel Arbeit macht, reagierte sie offenbar nicht einmal auf seine Rückfragen. Neuner: "Ich hab' kein Problem damit, dass die Teilnehmerzahl reduziert wird, doch man muss darüber reden." Der Traubinger drang nach eigenen Angaben allerdings nicht durch. Jeden Tag habe er im Rathaus angerufen und vergeblich um Rückruf gebeten, am Ende sogar eine erboste Mail an Wanner geschrieben. Aber auch darauf sei keine Antwort gekommen. Neuners Resümee: Tutzing ignoriere offenbar bürgerschaftliches Engagement, was letztlich dazu führe, dass die Politikverdrossenheit und Unzufriedenheit der Bürger größer werde. Ohnehin glaubt der Traubinger, hinter dem Verhalten des Rathauses Methode erkennen zu können: Das Geld für den Hochwasserschutz fehle schlicht, "aber das will man nicht laut sagen".

Rathauschef Wanner ist die Sache mit der Teilnehmerliste nach eigenen Worten unangenehm. "Das ist passiert, das wird von mir nicht weggeredet", sagt er. Aber es dürfe natürlich "nicht passieren, dass man den Bürger vor den Kopf stößt, ich verstehe auch nicht, wer da rumgedoktert hat". Er selbst sei es nicht gewesen, "ich habe die Liste nie gesehen". Sein Vorschlag zur Güte: "Tun wir nicht rum - es sollen alle kommen". Die erste Sitzung des Arbeitskreises ist für den 13. Januar geplant.



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